Als Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf trägt Bert Römgens Verantwortung für weit mehr als nur eine Gemeinde. Zu seinem Verantwortungsbereich zählen zudem die jüdischen Gemeinden in Neuss, Leverkusen und Ratingen. Doch Neuss liegt ihm ganz besonders am Herzen – schließlich ist es seine Heimat.
Seit 2015 engagiert er sich intensiv für den Wiederaufbau jüdischen Lebens in der Neuss. Mit Unterstützung unter anderem durch Altbürgermeister Herbert Napp, Bürgermeister Reiner Breuer und dem Rat der Stadt Neuss entstand ein Vertrag, der jüdisches Leben fest in der Gesellschaft verankert. Ein Meilenstein war im September 2021 die feierliche Eröffnung der neuen Synagoge – die erste in Neuss seit der Zerstörung 1938. „Ich wohne auf der Neusser Furth und gehe oft an der neuen Synagoge vorbei – jedes Mal freue ich mich darüber, dass jüdisches Leben hier wieder eine Heimat gefunden hat“, erzählt er stolz.
Die Jüdische Gemeinde versteht sich auch als Wohlfahrtsverband: Mit eigenen Kindergärten, einer Grundschule, einer weiterführenden Schule und rund 350 Mitarbeitenden wird hier umfassende Bildungs- und Sozialarbeit geleistet. Auch ein geistliches Zentrum gehört dazu – geleitet von Hauptrabbiner Levin. Derzeit wird ein Rabbiner für die Gemeinde Neuss gesucht, damit das religiöse Leben dort langfristig gestärkt wird.
Sein Weg in diese verantwortungsvolle Rolle war geprägt von Engagement und Kompetenz: Nach einer Ausbildung im St. Alexius Krankenhaus studierte er Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen mit Schwerpunkt Organisationsentwicklung. Vor über 20 Jahren übernahm er die Leitung der jüdischen Pflegeeinrichtung am Nordpark. Als die Gemeinde vor Herausforderungen stand, bat man ihn, vorübergehend das Management zu übernehmen – daraus entwickelte sich eine dauerhafte Aufgabe.
Ein Königsjahr mit Strahlkraft
Seit dem 27. August 2024 ist Bert zudem Schützenkönig in Neuss – eine Ehre, die ihn tief bewegt und begeistert. Die Vielfalt an Begegnungen und Eindrücken in seinem Königsjahr übertraf all seine Erwartungen: „Ich war überrascht, wie viele Türen dieses Amt öffnet. Plötzlich kommen Schulklassen, Vereine und ganze Schützenzüge in die Synagoge – und ich darf ihnen jüdisches Leben näherbringen.“
Besonders bewegend: sein Vorlese-Einsatz in der Kreuzschule. Dort las er Grundschülern eine Geschichte über das Pessachfest vor und kam mit ihnen ins Gespräch. „Es macht mir große Freude, wenn ich Kindern vermitteln kann, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist.“ Diese Strahlkraft nutzt unsere Majestät auch für soziale Projekte, wie etwa den bevorstehenden Blutspende-Marathon am 17. Juli unter dem Motto „Schützenblut ist für alle gut“, bei dem er gemeinsam mit dem Bürgermeister als Schirmherr auftritt.
Ein schönes Beispiel für die Herzlichkeit, die ihm in dieser Rolle begegnet: „Neulich bei Edeka kam eine ältere Dame zu mir an die Brottheke, klopfte mir auf die Schulter und sagte: ‚Sie sind doch der Schützenkönig. Ich finde das so toll!’ Solche Momente erleben wir häufig – und sie bleiben.“
Unvergessliche Augenblicke
Fragt man ihn nach dem schönsten Erlebnis seines Königsjahres, kann er sich kaum entscheiden: „Alles, was nach dem 27. August um 19:01 Uhr passiert ist, war einfach wunderschön.“ Besonders emotional war der Krönungszug zum Zeughaus – der Moment, in dem er mit der Kutsche an den Zügen vorbeifuhr und den Applaus der Menschen erlebte. Sein Motto „Vielfalt bereichert“ begleitet ihn dabei nicht nur durch das Königsjahr, sondern ist auch Ausdruck seiner Überzeugung: „Ich setze mich in all meinen Ehrenämtern für eine respektvolle und vielfältige Gesellschaft ein. Was uns verbindet, sind gemeinsame Werte – unabhängig von Herkunft oder Religion.“
Ein Orden, der verbindet
Auch beim Design des Königsordens wird dieses Verständnis sichtbar werden: „Ich möchte zeigen, dass ich König aller Schützen bin. Die Form des Ordens ist neu und besonders – und wurde mit viel Liebe zum Detail gemeinsam entwickelt.“ Mehr verrät unser König nicht.
Was kommt nach dem Königsjahr?
Ab dem 2. September wird sein Nachfolger das Zepter übernehmen. „Dann heißt es: ‚Der König ist tot, es lebe der König.‘ Natürlich wird es eine Umstellung sein, nicht mehr überall mit ‚Majestät‘ begrüßt zu werden“ sagt Bert mit einem Augenzwinkern. Ein Urlaub nach dem Krönungsball ist bereits geplant – als wohlverdiente Auszeit nach einem intensiven Jahr. Ob er sich vorstellen kann, dass auch sein Ehemann Saki König wird? „Viele haben uns das gefragt. Ich würde es ihm von Herzen gönnen, aber er sagt selbst: Die erste Reihe ist nicht seins.“ Sollte es irgendwann so weit sein, hat er jedenfalls seine volle Unterstützung.
Zum Schluss: Ein Appell
Was bleibt nach einem solchen Jahr? „Wahnsinnig viel Dankbarkeit. Die Menschen, die wir treffen durften, haben uns so viel gegeben. Dieses Amt ist ein Geschenk. Und ich kann jedem nur raten: Wenn ihr die Chance habt, Schützenkönig zu werden – macht es. Es wird euer Leben bereichern.“




