Der Zug

der Neusser Scheibenschützen 

Wer in der Tracht der Scheibenschützen beim Schützenfest mitmarschieren möchte, muss Mitglied der Gesellschaft sein. Aber nicht jedes Mitglied der Gesellschaft muss als Scheibenschütze am Schützenfest teilnehmen. So lässt sich in zwei Sätzen das Verhältnis zwischen der Neusser Scheibenschützen-Gesellschaft und dem Zug der Neusser Scheibenschützen beschreiben.

Dieses, für Außenstehende oft nicht leicht zu durchschauende, Nebeneinander von Gesellschaft und Zug hat historische Gründe. Nach der zwangsweisen Auflösung der im 15. Jahrhundert gegründeten St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft im Jahr 1802 etablierte sich bereits 1804 aus dieser Tradition heraus die heutige Scheibenschützen-Gesellschaft. Diese verstand sich vor allem als Schießsport treibende Vereinigung. Beim Neusser Schützenfest trat die Gesellschaft lange nicht als eigene Gruppe auf. Wer von den Mitgliedern beim Fest mitmachen wollte, schloss sich einem der bestehenden Korps an.

Immer wieder waren Scheibenschützen auch im Komitee aktiv. Schon für das 19. Jahrhundert gibt es Hinweise, vor allem in Zeitungsberichten, dass die Scheibenschützen als eigene Gruppe an Veranstaltungen des Neusser Bürger-Schützen-Vereins teilnahmen. So findet sich in dem Bericht der Neuß-Grevenbroicher Zeitung über den Fackelzug 1893 der folgende Hinweis: „Außer dem großen Grenadier- und Jäger-Corps betheiligten sich an dem Zuge die Schützenlust, die Scheiben-Schützen-Gesellschaft und das Artillerie-Corps.“

Auch an den Rheinischen Bundesschießen 1892 und 1902, die parallel zum Neusser Schützenfest veranstaltet wurden, nahmen die Scheibenschützen teil. Als Mitveranstalter waren sie bei den Umzügen mit dabei und organisierten auch die Durchführung der Schießwettbewerbe bei diesen Festen.

Nach 1920 entwickelte sich dieses sporadische Auftreten jedoch zur festen Einrichtung. In diesem Jahr wurde Peter Marx zum Oberschützenmeister der Scheibenschützen-Gesellschaft gewählt. Er war zu dieser Zeit bereits lange Jahre Mitglied im Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins und hielt auf der „Zog-Zog!“-Versammlung, in der die Männer der Stadt traditionell darüber abstimmen, ob in diesem Jahr ein Schützenfest gefeiert werden soll, die Zog-Zog-Rede als Stellvertreter des Komitee-Präsidenten. Vielleicht gab dieses zentrale Auftreten eines Scheibenschützen den Impuls dafür, dass sich aus der Gesellschaft heraus eine Gruppe mit zwanzig, vorwiegend jungen Schützen formierte, die als eigenständige Abteilung des Regiments auftrat. Vielleicht war es auch einfach die Freude darüber, nach der seit 1913 dauernden Pause endlich wieder ein Schützenfest feiern zu können. Jedenfalls findet sich in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 23. August 1920 im Bericht über die dritte Generalversammlung des Neusser Bürger-Schützen-Vereins der Hinweis „Neu angemeldet wurde noch die Scheibenschützen-Gesellschaft“.

Und auch wenn die Scheibenschützen 1921 und 1922 aufgrund der schwierigen politischen Verhältnisse in dieser Zeit nicht am Schützenfest teilnahmen und 1923 und 1924 das Fest ausfallen musste, so etablierte sich die Gruppe in den kommenden Jahren als fester Bestandteil des Neusser Regiments und nannte sich – analog zu den Untergruppierungen der anderen Schützengemeinschaften in Neuss – Zug der Neusser Scheibenschützen. Aber anders als die Züge der Jäger oder Grenadiere hat der Zug der Scheibenschützen den Status eines eigenen Korps. Seit 1925 wird der Zug durch einen Major und seinen Adjutanten – in einigen wenigen Jahren durch einen Leutnant oder Hauptmann – geführt.

Der Zug entwickelte sich mit den Jahren zu einem eigenständigen Verein innerhalb der Scheibenschützen-Gesellschaft mit einem eigenen Vorstand (Zugleitung), einer eigenen Satzung und eigenen Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg. Aber bis heute kann beim Zug nur mitmachen, wer auch Mitglied der Gesellschaft ist. Diese pflegt weiterhin vor allem den Schießsport und die Geselligkeit und tritt lediglich am Jakobustag in der Öffentlichkeit auf. Der Jakobuskönig, der an diesem Tag aus den Reihen der Gesellschaftsmitglieder ermittelt wird, nimmt jedoch ebenfalls am Schützenfest teil. Er marschiert an herausgehobener Stelle in der Mitte des ersten Glieds des Zuges, flankiert vom Oberschützenmeister der Gesellschaft an der linken und vom Ehrenmajor des Zuges an der rechten Seite.

So gibt es also Mitglieder der Scheibenschützen-Gesellschaft, die innerhalb des Zuges der Scheibenschützen aktiv das Schützenfest mitmachen. Es gibt andere, die Mitglied der Gesellschaft sind, aber im Regiment in den Reihen eines anderen Korps mitmarschieren. Und – vermutlich die kleinste Gruppe – es gibt Mitglieder der Gesellschaft, die am Schützenfest überhaupt nicht teilnehmen oder nur passive Mitglieder des Zuges sind. Im Jahr 2015 zogen 136 aktive Scheibenschützen sowie 8 Bogenschützen über den Markt. Außerdem gehören zum Zug weitere 40 passive Mitglieder, die an den Veranstaltungen des Zuges außerhalb des Schützenfestes teilnehmen.

Der Zug der Neusser Scheibenschützen ist heute im Neusser Regiment hinter der Schützengilde und vor der Neusser Artillerie eingeordnet. Die Zugmitglieder tragen keine eigene Uniform, sondern die Tracht der Neusser Scheibenschützen-Gesellschaft. Sie führen keine Waffen mit, marschieren in Dreierreihen und werden von der Fahnengruppe der Gesellschaft und einigen Bogenschützen in historisierender Tracht mit Armbrustattrappen begleitet. Eine weitere besondere Tradition ist der so genannte Hut-Gruß: Bei der Parade am Sonntagmorgen vor König, Komitee und Ehrengästen ziehen alle Scheibenschützen des Zuges auf ein Kommando des Majors hin gleichzeitig mit der linken Hand (damit sie sich nicht den Blick auf den rechts stehenden König nehmen) den Hut und setzen ihn auch gleichzeitig wieder auf – eine Aktion die bei heute fast 140 Scheibenschützen im Zug viel Konzentration und Übung erfordert, damit sie exakt und akkurat ausgeführt werden kann. Der gelungen Hut-Gruß wird von den Zuschauern stets mit viel Beifall belohnt.
(Auszug aus: »Von jetzt an bis in fernste Tage«)

Das Abzeichen für den Major des Zuges,
1970 gestiftet von Schützenkönig Helmut Meuter.

Das Abzeichen für den Adjutanten,
1971 gestiftet von Schützenkönig Matthias Gondorf.

Neuigkeiten aus dem Zug

Die Zugleitung

von links nach rechts:
Dieter Hoegen, Raphael Thywissen, Axel Schultz (Ehrenmitglied), Michael Gertges, Winfried Bongartz, Steffen Roether, Christian Schwarzfeller (hinten), Thomas Weilandt,  Dr. Hans-Peter Zils, Michael-Franz Breuer, Horst Vossen, Gereon-Frederik Breuer

Innerhalb des Neusser Regiments ist der Zug der Neusser Scheibenschützen-Gesellschaft ein Korps. Die Chargierten bilden den Vorstand des Zuges (Zugleitung).

Major Dr. Hans-Peter Zils
sein Adjutant ist Oberleutnant Winfried Bongartz
Hauptmann Christian Schwarzfeller
Oberleutnant Michael Gertges
Hauptfeldwebel Thomas Weilandt
Leutnant Dieter Hoegen (Schriftführer)
Feldwebel Horst Vossen
Feldwebel Michael-Franz Breuer (Kassierer)
Unteroffizier Raphael Thywissen
Unteroffizier Gereon-Frederik Breuer
Unteroffizier Steffen Roether

 

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Die Jungschützen

Unsere Jungschützengruppe beim Schützenfest 2019

Die Bogenschützen

Vor den Scheibenschützen marschiert eine Gruppe von Jugendlichen in einer mittelalterlich wirkenden Tracht. Auf ihrem grünen Rock ist das Wappen der Stadt Neuss gestickt. Lederstiefel, Lederkragen und eine grüne Mütze mit Fasanenfedern komplettieren die Tracht der Jungen. Auffällig ist die hölzerne Armbrustattrappe, die über der Schulter getragen wird. Bei den Jungen handelt es sich um Mitglieder der Jungschützengruppe der Scheibenschützen-Gesellschaft. Ihr Gewand und die Armbrust ist ein Hinweis auf die fast 600-jährige Tradition der Neusser Scheibenschützen, die ihren Ursprung in einer Bruderschaft hat, deren Ziel es nicht allein war, einander in persönlicher Not beizustehen. Voraussetzung für die Aufnahme in die Bruderschaft war zusätzlich die Bereitschaft, die Stadt Neuss mit der Armbrust zu verteidigen.

Unsere Bogenschützen beim Schützenfest 2019

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